Bahnhof SBB Basel aus der Luft fotografiert

Vom Basel SBB aus bist du schneller in der weiten Welt, als du denkst. © aluarts - Raphael Alù

Als wir vor acht Jahren in unsere Wohnung eingezogen sind, habe ich eine Landkarte der Schweiz in den Waschkeller gehängt. Auf den Rand der Karte habe ich geschrieben: «Wo es besonders schön ist in der Schweiz» und einen Stift mit der Aufforderung daneben gehängt, direkt auf die Karte zu kritzeln. Mittlerweile hat die Nachbarschaft fast 30 Orte auf der Karte markiert, die besonders sehenswert und schön sind – genug also, um viele kurze oder ein paar längere Urlaube mit Programm zu füllen.

 

Aber Moment schnell: Urlaub in der Schweiz? Die Welt ist viel zu aufregend und exotisch, um vor der eigenen Haustüre Erholung zu suchen. Reisen bildet ausserdem, und Urlaub dient doch auch dazu, Distanz zum eigenen Leben, zum Alltag aufzubauen – das funktioniert vielleicht beim Hike in Patagonien, aber doch nicht auf gelb beschilderten Wanderwegen im Berner Oberland – oder vielleicht doch?
Was hat es auf sich mit unserer Leidenschaft zu reisen? Wieso wollen so viele von uns die weite Welt entdecken, obwohl sie eigentlich ihre direkte Nachbarschaft noch gar nicht richtig kennen? Sind Weltreisen einfach besser als Urlaub im Heimatland?

Nichts wie weg!

Als wir vor acht Jahren in unsere Wohnung eingezogen sind, habe ich eine Landkarte der Schweiz in den Waschkeller gehängt. Auf den Rand der Karte habe ich geschrieben: «Wo es besonders schön ist in der Schweiz» und einen Stift mit der Aufforderung daneben gehängt, direkt auf die Karte zu kritzeln. Mittlerweile hat die Nachbarschaft fast 30 Orte auf der Karte markiert, die besonders sehenswert und schön sind – genug also, um viele kurze oder ein paar längere Urlaube mit Programm zu füllen.

 

Aber Moment schnell: Urlaub in der Schweiz? Die Welt ist viel zu aufregend und exotisch, um vor der eigenen Haustüre Erholung zu suchen. Reisen bildet ausserdem, und Urlaub dient doch auch dazu, Distanz zum eigenen Leben, zum Alltag aufzubauen – das funktioniert vielleicht beim Hike in Patagonien, aber doch nicht auf gelb beschilderten Wanderwegen im Berner Oberland – oder vielleicht doch?
Was hat es auf sich mit unserer Leidenschaft zu reisen? Wieso wollen so viele von uns die weite Welt entdecken, obwohl sie eigentlich ihre direkte Nachbarschaft noch gar nicht richtig kennen? Sind Weltreisen einfach besser als Urlaub im Heimatland?

«Kommt darauf an», lautet die Antwort.

Die Sehnsucht nach fremden Welten, nach Abenteuer und Abwechslung ist in vielen von uns fest verankert. Vielleicht liegt’s dran, dass wir erst vor rund 12000 Jahren sesshaft wurden und davor ständig herumgezogen sind? Sicher ist jedenfalls: Reisen ist etwas, das fast alle Menschen irgendwie beschäftigt – in den wohlhabenden Teilen der Welt mittlerweile in einem Ausmass, das problematisch wird für die Gesundheit unseres Planeten.

Global betrachtet ist der Tourismus für ca. 8% aller Treibhausgasemissionen verantwortlich (Fact Check). 2-3% des globalen Treibhausgasaustosses gehen auf das Konto des Flugverkehrs (Fact Check). Der Ausstoss klimaschädlicher Gase ist dabei nicht das einzige Problem, das vom vielen Reisen verursacht wird: Touristinnen und Touristen hinterlassen nicht selten Müll und Schäden gerade dort, wo es eigentlich am schönsten ist auf dem Planeten. Sie leben nicht selten ein paar Wochen lang auf grossem Fuss und hinterlassen entsprechend mehr Spuren. Sogar die Camps am Mount Everest versinken teilweise im Müll wohlhabender Bergsteiger:innen (Fact Check).

Apropos wohlhabend: Herr und Frau Schweizer gehören, statistisch gesehen, mit zu den reichsten Menschen auf der Welt. Dementsprechend viel Geld haben wir fürs Reisen übrig (Fact Check). Und während wir auf Kosten schmelzender Gletscher in die weite Welt jetten, kommen jedes Jahr Millionen von Menschen aus der ganzen Welt als Tourist:innen zu uns in die Schweiz – nicht selten, um sich eben diese Gletscher anzuschauen, die unter der allgemeinen Reisetätigkeit so leiden (Fact Check).

Bahnbrücke bei Landquart

Das Landwasserviadukt ist das grösste und spektakulärste Brückenbauwerk der RhB und gehört seit 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe.

6 Tipps für nachhaltigeres Reisen

Damit wir der Klimawandel in den Griff kriegen, müssen wir nicht gänzlich auf’s Reisen verzichten. Aber wir müssen uns fragen, welche Art des Reisens welchen Schaden hinterlässt. Ideal wäre, alle würden nur noch mit ihrem Fahrrad in der Nähe Urlaub machen, aber natürlich ist das illusorisch. Deshalb haben wir ein paar Tipps für dich zusammengetragen, wie du deinen Urlaub nachhaltiger gestalten kannst.

  1. Bahn oder Bus statt Flieger. Der Unterschied ist enorm: ein Flug von Zürich nach Barcelona verursacht zum Beispiel ein Vielfaches an Emissionen wie dieselbe Reise mit dem Zug. Zudem stossen Flugzeuge ihre Abgase direkt in die Atmosphäre aus, was dort zusätzlichen Schaden anrichtet. Bahnfahren ist also wirklich ein Wundermittel gegen den Klimawandel. Wie schädlich deine Reise mit Flug, Zug und Auto ist (und ob du mit dem Flieger wirklich schneller bist), kannst du zum Beispiel auf dieser Website einfach berechnen.
  2. Wenn du schon fliegst, wähle nach Möglichkeit Direktflüge mit Airlines, die sich um mehr Nachhaltigkeit bemühen. Jeder Zwischenstopp ist ein Umweg, Start und Landung sind besonders klimaschädlich.
  3. Das, was du an Emissionen verursachst, kannst du kompensieren. Das kostet extra, kann aber einen wesentlichen Unterschied machen. Allerdings sind nicht alle Kompensations-Angebote gleich gut, auch hier gilt es, sich schlau zu machen und auf seriöse Programme zu setzen. Welche Möglichkeiten es zur Kompensation gibt, erfährst du zum Beispiel auf dieser Website.
  4. Lieber eine lange als drei kurze Fernreisen. Wenn es sich für dich einrichten lässt, schau, dass du lieber einmal lange verreist statt mehrmals kurz. Die An- und Abreise (mit dem Flugzeug) sind wesentlich für den ökologischen Fussabdruck deines Urlaubstrips verantwortlich.
  5. Such dir nachhaltige Unterkünfte. Ein Hotel, in dem auf nachhaltige Energien gesetzt, Foodwaste vermieden und vermeidbare Klimabelastungen minimiert werden, gibt es mittlerweile zahlreich – wähle nach Möglichkeit solch eine Unterkunft. Ein tolles Beispiel aus Basel für solch eine nachhaltige Unterkunft findest du hier.
  6. Neben ökologischer Nachhaltigkeit kannst du auch auf soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit achten. Bei wem mietest du dich ein – in einer globalen Kette oder bei sympathischen Kleinbauern, die dir ein Zimmer vermieten?

Fremde Welten per Schiene erreichen

Budapest aus der Luft
Budapest erreichst du von Basel aus mit dem Zug in etwa 12 Stunden.

Falls du mit der Idee von Urlaub in den Schweizer Bergen Mühe hast: Europa ist extrem abwechslungsreich und schön. Du musst nicht nach Übersee fliegen, um andere Landschaften, fremde Kulturen und wilde Tiere zu erleben. Egal, was du suchst, Meer, Wüste oder Urwald: Du findest all das auch in Europa und kannst es somit per Zug und Bus erreichen, und das sogar ziemlich komfortabel. Ein paar Beispiele für Fahrzeiten mit dem Zug ab Basel:

                        • Mailand: etwa 4 Stunden.
                        • Barcelona: etwa 10-11 Stunden.
                        • Paris: etwa 3-4 Stunden.
                        • London: etwa 7-8 Stunden.
                        • Wien: etwa 8-9 Stunden.
                        • Budapest: etwa 11-12 Stunden.
                        • Prag: etwa 10-11 Stunden.
                        • Rom: etwa 7-8 Stunden.
                        • Amsterdam: etwa 7 Stunden.
                        • Hamburg: etwa 7-8 Stunden.

All das sind Ziele, die du problemlos und komfortabel innerhalb eines Tages erreichst. Natürlich kannst du auch grössere Strecken auf der Schiene zurücklegen. Dann solltest du dir überlegen, Zwischenstopps einzuplanen und die An- und Rückreise als Teil deines Urlaubs begreifen. Du kennst ja das Sprichwort: Der Weg ist das Ziel.

Auch Fernreisen mit dem Zug sind machbar

Von Basel aus erreichst du mit Zug (und teilweise Bus und Fähre)…

  • Athen in nach etwa 27-30 Stunden
  • Sofia in Bulgarien nach rund 20-22 Stunden
  • Tirana, Albanien in etwa 24 Stunden
  • Riga, Lettland in etwa 26-28 Stunden
  • Vilnius, Litauen in ca. 22-24 Stunden
  • Tallinn, Estland in ca. 28-30 Stunden
  • Dublin, Irland in rund 12-14 Stunden
  • Stockholm, Schweden nach etwa 21-22 Stunden
  • Oslo, Norwegen in rund 20-22 Stunden
  • Helsinki, Finnland nach etwa 36 Stunden
  • Warschau, Polen in ca. 13-15 Stunden
  • Lissabon, Portugal nach rund 24 Stunden

Natürlich erreichst du weit entfernte Orte mit dem Flugzeug tendenziell schneller, und nicht überall kommt man mit dem Zug hin. Aber das Reisen mit Bus und Bahn folgt einem anderen Prinzip des Unterwegsseins. Es geht nicht um maximale Geschwindigkeit, sondern um maximale Erlebnisdichte bei minimalem Klimaschaden. Probier’s also ruhig mal aus mit dem Urlaub auf Schienen. Die Möglichkeiten, sich ohne tonnenweise CO2-Emissionen zu erholen, sind nahezu unbegrenzt – im Gegensatz zu den Ressourcen des Planeten.


Landkarte der Schweiz mit eingezeichneten Lieblingsorten.
Fast 30 Lieblingsorte in der Schweiz sind mittlerweile auf der Landkarte eingezeichnet – genug für ein paar Urlaube.

 


Redaktion & Text: Christian Hansen

Beitragsbilder:

  1. Foto von Raphael Alù, on Instagram @aluarts, on Facebook ALU ARTS
  2. Foto von Johannes Hofmann auf Unsplash
  3. Foto von Keszthelyi Timi auf Unsplash
  4. Foto privat

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