«Eine ressourcenschonende Alternative zu Fast Fashion»

Laura Weber Wirtschaft, Ressourcen
Wirtschaft, Ressourcen
  • Text: Yvonne Kiefer-Glomme
  • Fotos: Yvonne Kiefer-Glomme

Kurzprofil

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www.rework.ch

Laura Weber mit Kleiderständer

1/10 Laura Weber ist als Co-Geschäftsleiterin für die 2019 gegründete Rework AG tätig.

«Eine ressourcenschonende Alternative zu Fast Fashion»

Laura Weber, «Rework»

Das Unternehmen Rework möchte zu einem nachhaltigeren Konsum anregen, indem es bezahlbare, umweltschonend und fair produzierte Mode aus Altkleidern anbietet.

Laura Weber
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  • Text: Yvonne Kiefer-Glomme
  • Fotos: Yvonne Kiefer-Glomme

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Täglich landen 40 Tonnen Textilabfall aus dem Westen in indischen Altkleiderwerken und werden dort von Hand sortiert. Als die Modedesign-Studentin Laura Weber im Jahr 2008 im Rahmen eines Praktikums erstmals diesen riesigen Textilbergen gegenübersteht, ist das für sie ein «Aha-Erlebnis». «Diese letzte Station unseres Konsumrauschs blendet man oft aus. Seitdem war mir klar, dass ich nicht Teil der herkömmlichen Fashionindustrie sein will, sondern Altkleider als Ressource nutzen möchte.»

Zunächst arbeitet die Bernerin für die Secondhandabteilung der Kleiderkette Fizzen, später ist sie verantwortlich für deren Einkaufsteam. Zusammen mit ihrem Kollegen Kaspar Schläppi tüftelt sie an ersten umgearbeiteten («reworked») Produkten aus Alttextilien und knüpft Kontakte zu Näherinnen und Nähern in Thailand und Indien. Ab 2019 widmet sich die gelernte Bekleidungsgestalterin dann vollumfänglich dem Re-Design von Secondhand-Kleidung und übernimmt gemeinsam mit Schläppi die Geschäftsführung der Rework AG mit Sitz in Bern.

«Unser Ziel ist es, existenzsichernde Löhne zu bezahlen und ein angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten.»

Laura Weber

Nähatelier

Das Nähatelier bietet Einblick in den Re-Designprozess.

Eines ihrer beiden Nähateliers liegt in der westindischen Hafenstadt Kandla, direkt neben einem Altkleidersortierwerk. Sogenannte Vintage Picker des Ateliers suchen dort nach passenden Kleidern für den Secondhandverkauf in der Schweiz und nach Textilien, die sich fürs Upcycling eignen. Letztere werden vor Ort gewaschen, aufgetrennt, nach Schnittmustern aus Bern umgestaltet und zu neuen Rework-Kollektionen kombiniert. Zusammen mit den Vintage-Funden werden diese dann in die Schweiz verschifft. «Die Löhne unserer 40 Mitarbeitenden werden von Rework festgelegt. Unser Ziel ist es, existenzsichernde Löhne zu bezahlen. Zudem ist es uns wichtig, ein angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten, trotz teilweise sehr heisser und staubiger Bedingungen», so die 41-Jährige. Gearbeitet wird täglich 8,5 Stunden, an sechs Tagen die Woche. Das gilt auch für die 22 Beschäftigten des Nähateliers in Bangkok, die hauptsächlich Taschen und andere Accessoires produzieren.

«Der Ressourcenverbrauch durch Faser- und Stoffproduktion fällt bei unseren Kleidern weg.»

Laura Weber

Laura Weber beim Aufhängen von Kleidern

Rework bietet auch ausgewählte, unveränderte Secondhandkleidung an.

Durch die Wiederverwendung der gebrauchten Textilien versucht Rework, diese im Kreislauf zu halten. «Studien zeigen, dass bei Textilien der grösste Ressourcenverbrauch in Form von Rohstoffen, Anbauflächen, Wasser und Chemikalien bei der Faser- und Stoffproduktion anfällt. Bei unseren Kleidern liegt der Stoff schon vor», betont Weber. Und im Unterschied zum klassischen Secondhandverkauf lassen sich für die Rework-Kollektionen auch verschmähte Kleidungsstücke nochmals nutzen, an Modetrends anpassen und in verschiedenen Grössen anbieten.

Als Co-Geschäftsleiterin ist Laura Weber verantwortlich für Produktentwicklung und -design sowie die Gestaltung der vier Läden in Basel, Bern, Biel, Winterthur sowie die der zwei Filialen in Zürich. In diesen werden sowohl Rework-Kollektionen als auch unveränderte Secondhandkleidung verkauft. Das verbindende Element ist jeweils ein kleines Schneideratelier, das der Kundschaft Einblick in den Re-Designprozess etwa von Kinderkleidung oder Stoffspielzeug bietet. Ausgangsmaterial dafür sind nicht verkaufte Secondhandmodelle oder Kleiderspenden, welche die Kundinnen und Kunden in allen Filialen abgeben können.

«Ich bin froh, eine Nische gefunden zu haben, um weiterhin mit Freude Mode erschaffen zu können.»

Laura Weber

Laden von Rework in Basel

Zu den sechs Rework-Läden gehört die Basler Filiale an der Gerbergasse 35.

«Wir wollen ein breites Publikum ansprechen, auch Kundschaft, die im Normalfall keine Secondhand-Läden besucht. Gerade jungen Menschen, die sich keine teuren Ökolabels leisten können, möchten wir erschwingliche Alternativen zu Fast Fashion bieten», so die zweifache Mutter: Ein Rework-Pulli kostet 40, eine Hose 60 Franken. «Um diese günstigen Preise zu ermöglichen, nehmen wir den Transportweg von Asien in die Schweiz in Kauf», argumentiert Weber.

Um vermehrt Kleider in der Schweiz herzustellen, arbeitet Rework mit Dritten zusammen: In einer Produktionsstätte in Bern wird etwa Arbeitskleidung von Red-Bull-Beschäftigten zu neuen T-Shirts und Shorts verarbeitet. Und ausgemusterte Leinenbettwäsche des nachhaltig produzierenden Heimtextilienherstellers Lavie gestaltet Rework zu Hosen und Blusenblazern um. «Ich bin froh, eine Nische gefunden zu haben, ökologische und soziale Aspekte in die Herstellung unserer Produkte zu integrieren», resümiert Laura Weber. «So kann ich weiterhin mit Freude Mode erschaffen.»

 

Publiziert im Oktober 2023

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