Eine Frau, die eine Schürze umgebunden hat, ist am gärtnern.

Du möchtest duftende Blumen, blühende Sträucher, summende Bienen und leckeres Obst und Gemüse auf deinem Balkon oder im Garten? Diese Tipps helfen dir, Arbeit und Geld zu sparen und gleichzeitig auch etwas für die Umwelt zu tun.

Naturnahes Gärtnern im Frühling

Du möchtest duftende Blumen, blühende Sträucher, summende Bienen und leckeres Obst und Gemüse auf deinem Balkon oder im Garten? Diese Tipps helfen dir, Arbeit und Geld zu sparen und gleichzeitig auch etwas für die Umwelt zu tun.

Text: Karin Kook

Ist Gärtnern per se grün und nachhaltig?

Mit den milderen Temperaturen steigt die Nachfrage nach Gärten spürbar an. Der grüne Daumen erwacht aus dem Winterschlaf und möchte loslegen. Neben Gartenkursen und Büchern gibt es Informationen für Anfänger und Fortgeschrittene auf allen Kanälen, im Internet, auf Blogs und Podcasts. YouTube bietet Tutorials für den Anbau fast jeder Pflanze und an jedem Standort: vom Gartenteich, über Gemüsebeete bis hinein in die Vertikale und hoch zu den Blumentöpfen auf dem Dachgarten. Kreativen Gestaltungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.

Pflanzen in einem Topf stehen auf einer Wiese umgeben von anderen Pflanzen

Je nach Situation kannst du Pflanzen im Garten, auf dem Balkon, in einem Topf oder Hochbeet wachsen lassen.
Bildquelle: Pixabay

Bevor man die Ärmel hochkrempelt, lohnt es sich gerade für Garten-Neulinge zu überlegen: Welche Art von Urban Gardening passt eigentlich zu mir? Und einmal abgesehen von den vielen bunten Tipps allerorts stellt sich die Frage: Ist Gärtnern per se ein nachhaltiges Hobby? Gibt es Stellschrauben, die es für wirklich «grünes Gärtnern» zu beachten gibt?

Grundlegend zu Beginn ist nur die Neugier und dass sich die eigene grüne Energie bestenfalls über das ganze Jahr erstreckt. Den Rest kann man lernen. Hier kommen ein paar Ideen, über die man nachdenken kann, ganz unabhängig davon, ob man einen Hausgarten besitzt oder gerade in den ersten Blumentopf investiert.

Dimensionen wählen, die zum eigenen Lebensstil passen

Die Fläche aussuchen
Wieviel Zeit man fürs Gärtnern längerfristig aufbringen möchte und kann, das hängt von der jeweiligen Lebenssituation ab. Soll es gleich ein ganzer Garten sein, oder erst mal ein paar Blumentöpfe auf dem Balkon? Möchte ich ein grünes Paradies für mich alleine oder teile ich einen Garten, die Arbeit und die Ernte mit anderen? Die Angebote in Basel sind vielfältig. Es gibt verschiedene Gartenprojekte von Urban Agriculture Basel, die Freizeitgärten der Stadtgärtnerei und auch zahlreiche private Initiativen. Wer eine Gartenfläche bewirtschaften möchte, sucht am besten in nächster Nähe zur Wohnung, um die täglichen Wege kurz zu halten.

Pflanzen

Küchenkräuter wie Rosmarin, Thymian und Salbei benötigen nur wenig Pflege.
Bildquelle: Pixabay

Pflanzenwahl
Auch die Pflanzen müssen mit Bedacht gewählt sein: Es gibt anspruchslose und nahezu winterharte Küchenkräuter wie Rosmarin, Thymian oder Salbei. Sie benötigen wenig Wasser und Aufmerksamkeit, wer oft unterwegs ist kann mit diesen starten. Und dann gibt es pflegeintensive Pflanzen. Dazu zählen auch schon die beliebten Tomaten, die man vor Regen schützen, ausgeizen, anbinden und im Sommer – zumal im Blumentopf – täglich giessen muss. Wer dann noch gerne in den Urlaub fährt, braucht nette Nachbarn, die über die Durststrecke helfen.

Ernterhythmus und -menge berücksichtigen
Auch die Sortenwahl ist zu beachten. Es gibt «frühreife Sorten» und solche, die in unseren Breiten «zu spät» reifen. Bei den Tomaten sind die kleinen, süssen Cocktailtomaten, die ständig nachwachsen gerade für Anfänger besser, als Ochsenherzen, die erst relativ spät wenige grosse Früchte bringen. Für den Balkon besonders geeignet sind Peperoni und Chili. Die gibt es in allen Grössen, Farben und Schärfegraden. Sie lassen sich prima im Topf ziehen, sehen hübsch aus und versprechen eine grosse Ernte.

Peperoni und Chili Pflanzen

Peperoni und Chili sind für den Balkon besonders geeignet.
Bildquelle: Karin Kook

Bei einem Garten bestimmt neben der Grösse vor allem die Art der Bepflanzung den Pflegeaufwand. Eine Wiese mit Apfelbaum bedeutet viel weniger Arbeit als eine Gemüse-Mischkultur, die fast täglichen Einsatz erfordert. Ein Obstbaum bringt auf einen Schlag jede Menge Früchte, die geerntet, gegessen oder auch verschenkt werden dürfen.

Wertstoffkreisläufe in den eigenen 4 Wänden beachten

Wasser ist kostbar
Neben der eigenen Zeit kann man auch die Wertstoffkreisläufe im eigenen Haushalt in die Gartenplanung einbeziehen. Das spart Wege, Wasser, Schleppen und schont den eigenen Geldbeutel. Die Sommer werden heisser und die Pflanzen benötigen Wasser. Wie wäre es, das kalte Wasser vor der Dusche in einem Eimer aufzufangen oder das Wasser in der Spüle, wenn man einen Apfel wäscht? Wer einen Garten hat, sollte Regenwasser auffangen und zum Giessen verwenden.

Ein Fass, dass als Wassertonne dient

Wasser, das aufgefangen wird, kann zur Bewässerung verwendet werden.
Bildquelle: Canva

Unbedingt kompostieren
Unabdingbar für gesunde Kulturpflanzen – egal ob im Garten oder auf dem Balkon – ist eine gute, fruchtbare Erde. Ohne Torf sollte sie sein, ausserdem «bio» und was liegt näher, als sie selbst vor Ort zu produzieren, Autofahrten und sich die Schlepperei in den fünften Stock zu ersparen? Mit wenigen Handgriffen produziert man seine eigene Erde aus Rüstabfällen. «Verbrauchte Erde» gibt es nicht, mit fruchtbarem Kompost gemischt lässt sich Erde immer wieder verwenden. Die Kompostberatung der Stadtgärtnerei stellt kostenlos Materialien zur Verfügung und kommt bei dir zuhause vorbei, wenn du Hilfe benötigst.

Kein Plastik verwenden und schon gar nicht extra einkaufen
Das gilt für den eigenen Lebensstil genauso wie fürs Gärtnern. Plastik ist beim Gärtnern leider immer noch omnipräsent. In Form von Blumentöpfchen, Giesskannen, Abdeck- und Verpackungsmaterialien, Gewächshäusern, Folientunneln und vielem mehr. Es ist billig, leicht, wasserdicht – und absolut ersetzbar! Ein riesiger Nachteil ist, dass Plastik schnell porös wird, wenn es dem Wetter ausgesetzt ist. Die Brösel werden immer kleiner und landen als Mikroplastik im Boden und damit in der Nahrungskette. Die Suche nach Alternativen lohnt sich. Anzuchttöpfe aus Papier selbst basteln, Giesskannen aus Blech, Holzstäbchen zur Beschriftung, Gartenmöbel aus Holz oder Eisen etc. Und wenn es doch mal Plastik sein soll, dann wenigstens recyceltes verwenden: z.B. ausgespülte Joghurtbecher für die Anzucht.

Globale Themen auf dem eigenen Balkon anpacken? Ja!

Klimaschutz – CO₂ und Wasser sparen
Dass man mit gut ausgewählten Materialien, mit der Verlängerung des Produktlebenszyklus (z.B. Plastikbecher) und der Produktion eigener Erde mehr tun kann, als nur die Fahrt zum Baumarkt einzusparen, hatten wir schon erwähnt. Für jede selbst produzierte Tomate, die nicht aus intensiver Landwirtschaft kommt und aus Spanien oder noch weiter her anreist, gilt das gleiche. Wer noch mehr Klima-Sinn im Gartenbau finden möchte, kann sich das Konzept des Wasserfussabdrucks anschauen.

Unterschiedliche rote, grüne und orangene Gemüsesorten

Der Anbau von eigenem Gemüse spart Geld, Wasser und CO2.
Bildquelle: Karin Kook

Lebensmittelverschwendung vermindern
Wer Lebensmittel im eigenen Garten anbaut, erntet frisch – und zwar nur so viel, wie er eben benötigt. Natürlich fallen im Garten auch mal ein paar reife Früchte herunter, weil man es nicht geschafft hat, den ganzen Kirschbaum rechtzeitig abzuernten. Aber diese Kirschen, haben keine Autokilometer hinter sich, wurden (hoffentlich) nicht gespritzt und auch nicht sämtlich in kleine Plastikschälchen eingeschweisst. Einmal heruntergefallen kompostieren sie vor Ort oder werden von Gartenmitbewohnern wie Kleinsäugern und Vögeln gern verspeist.

Biodiversität steigern
Auch der kleinste Balkon eignet sich nicht nur, um Bienen, Schmetterlinge, Käfer oder Vögel für einen Imbiss anzulocken. Mit ein wenig Geschick kann man sie auch überzeugen, dort einzuziehen. Da gibt es Nistkästen, Insektenhotels und Pflanzen, denen Wildbienen nicht wiederstehen können. Dazu zählen etwa Minze, Thymian oder die Dolden der Petersilie, die während der Blüte zu Insektenhotspots werden. Auch ein Untersetzer mit Wasser und ein paar Kieselsteinen darin wirkt wie ein Magnet, gerade wenn es lange nicht mehr geregnet hat. Wer sich für Nisthilfen interessiert, sollte sich vorher gut informieren, damit diese für die Tiere nicht zur Falle werden, beispielsweise, weil sie aus ungeeigneten Materialien bestehen oder sich aufgrund der Wetterexposition zu stark aufheizen oder durchnässen.

Eine Hand hält ein Bündel frischer Radieschen fest.

Regionale Sorten sind gut an den Standort angepasst und dadurch pflegeleichter.
Bildquelle: Karin Kook

Regionale Sorten und samenfestes Saatgut verwenden
Am besten wählt man regionale Sorten, die gut an die vorhandenen Standortbedingungen angepasst sind. Ein geeigneter Standort (Sonne /Halbschatten) und – vor allem für Topfgärtner sehr wichtig – ein möglichst grosses Gefäss, begünstigen gesunde Pflanzen und einen guten Ertrag.
Wer selbst eigenes Saatgut herstellen möchte, muss auf samenfeste Sorten achten. Das sind Kulturpflanzen, deren Samen man nach Abschluss ihres Lebenszyklus wieder für die Aussaat verwenden kann. Startersets für solches Saatgut und weitere Informationen findet man bei Pro specie rara oder bei Samentauschbörsen, die oft im Frühling stattfinden. Wer in die eigene Saatgutproduktion einsteigt, findet in den kleinen Körnchen eine faszinierende Vielfalt aus Formen und Farben. Man hat die Chance, den kompletten Lebenszyklus von Kulturpflanzen kennenzulernen – und stets genug Samen und Setzlinge für sich und die ganze Nachbarschaft.

Publiziert am 31.03.2022

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