- Autorin: Regula Wenger
- Fotos: Regula Wenger (Foto 1 und 3) und zVg (Foto 2, 4 und 5)
Kurzprofil
Bürgerspital Basel
Friedrich Miescher-Strasse 30
4002 Basel
bsb.ch
Stiftung «Natur und Wirtschaft»
Mit Zug und Velo fährt David Brand an jedem Werktag vom ländlichen Schwarzbubenland in die äusserste nördliche Ecke Basels: Brand ist Betriebsleiter der BSB Gärtnerei, die vor zehn Jahren zusammen mit der REHAB, der Bardusch AG und den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) für ihre vorbildliche, naturnahe Umgebung ausgezeichnet worden war. Mit den Zertifizierungen will die Stiftung Natur & Wirtschaft Firmen motivieren, ihr Umgebungsgrün umzugestalten: Mindestens ein Drittel eines Areals muss naturnah gepflegt sein, es werden weder Pestizide noch Kunstdünger eingesetzt. Und um heimischen Tierarten eine Lebensgrundlage zu bieten, soll standortgerechte Flora angepflanzt werden.
Auf dem Areal des BSB bieten Bienenhotels, Totholz und Trockensteinmauern Lebensraum für tierische Gäste.
«Hier drin überwintert beispielsweise der Zitronenfalter», erklärt Brand und zeigt auf einen von Efeu überwachsenen Baumstumpf, der bewusst stehengelassen wurde. Auch andere Insekten und Vögel schätzen den immergrünen Efeu; die Kletterpflanze bietet ihnen ganzjährigen Schutz und mitten im Winter leckere Beeren. «Eigentlich kann man mit wenig Aufwand viel erreichen», ist der gebürtige Basler überzeugt. Was er mit seinem Team auf dem zertifizierten Areal mit einfachen Massnahmen umsetzt, kann man ohne Weiteres im eigenen Garten nachahmen: «Einen abgestorbenen Baum stehenzulassen oder im Winter nicht alle Stauden radikal zurückzuschneiden, macht ja keine Arbeit. Wir belassen Abgestorbenes, damit Insekten darin ihre Eier ablegen oder überwintern können.» Auch Gartenabraum soll nicht gleich entsorgt werden: Totholz- und Laubhaufen dienen Igeln und anderen Kleintieren als willkommener Unterschlupf. Zudem dampfen auf dem Areal etliche Komposthaufen, mit welchen die Gärtnerei Rabatten düngt und für eigene Erdmischungen verwendet. Ihm sei es wichtig, mit und für die Natur zu arbeiten, sagt Brand, und bückt sich zu ein paar aufeinandergeschichteten Stammstücken. Ins Holz haben die Gärtner Löcher gebohrt. «Hier werden im nächsten Jahr Wildbienen einziehen», freut sich Brand.
Gern gibt David Brand seiner Kundschaft Tipps für naturnahes Gärtnern: So sollten etwa in der kalten Jahreszeit tote Stauden nicht geschnitten und weggeräumt werden. Denn Insekten und Kleintiere sind dankbar, wenn sie Sträucher, Laub- oder Asthaufen als Unterschlupf oder Nahrungsquelle nutzen können.
Der 38-jährige Familienvater mit den freundlichen Augen und den auffälligen, am Hinterkopf zusammengesteckten Dreadlocks verbrachte schon als Kind viel Zeit im Freizeitgarten der Grosseltern. Als Jugendlicher brach er das Gymnasium ab und absolvierte stattdessen eine Gärtnerlehre. Schon berufsbedingt denke er heute immer in Kreisläufen. «Auf dem Areal der benachbarten UPK, das wir mitpflegen, lassen wir zum Beispiel einen Teil des Rasens in die Höhe wachsen und mähen nur schmale Wege hinein. Auf diesen können Patienten und Besucherinnen zu den Obstbäumen gelangen.» Der alte Baumbestand liegt Brand am Herzen, die Hochstammbäume sollen möglichst lange erhalten bleiben. «Dafür arbeiten wir mit einer professionellen Baumpflege zusammen. Das kostet zwar einiges, doch der Aufwand ist es uns wert, denn grosse Bäume bilden viel mehr Sauerstoff als kleine.»
Die von der Stiftung Natur & Wirtschaft prämierte Naturfläche, die mehr als 14 Fussballfelder gross ist, befindet sich nur einen Katzensprung vom Lärm der Stadt Basel entfernt. Sie ist eine Oase für Pflanzen, Tiere und Menschen.
Am wichtigsten bei der Gestaltung einer Grünanlage sei die Vielfalt, betont Brand. Diversität und Nachhaltigkeit zeichne nicht nur die Gärtnerei, sondern das gesamte BSB aus. «Wir arbeiten mit Menschen zusammen und geben ihnen eine Tagesstruktur und Halt; das ist durchaus nachhaltig.» So betreut das BSB betagte Personen, bietet Menschen mit Behinderung einen angepassten Arbeitsplatz an oder hilft ihnen bei der beruflichen Integration in den ersten Arbeitsmarkt – beispielsweise auch in der Gärtnerei. «Ich bin stolz darauf, dass unser Gärtnereibetrieb schon sehr lange naturnah arbeitet. Ins BSB gekommen bin ich jedoch vor allem wegen des sozialen Mehrwerts», sagt Brand. Sein erfahrenes Team arbeitet intensiv mit den Lernenden, die im ersten Arbeitsmarkt keine Ausbildung absolvieren könnten. Brand leitet sechs Teams, die vor allem Unterhaltsarbeiten ausführen. Die Zertifizierung durch die Stiftung Natur & Wirtschaft sei dabei für die BSB Gärtnerei von Vorteil, ist Brand überzeugt. «Einige Aufträge haben wir wegen des Labels erhalten.» Dank seinem Know-how könne er auch die Kundschaft überzeugen, dass sie ihren Garten auf einfache Weise naturnaher gestalten lässt. Dabei regt Brand unter anderem dazu an, nicht alle Flächen regelmässig zu mähen, sondern Teile davon als Wiese stehenzulassen, in der sich Insekten wohlfühlen.
Das Areal des BSB wurde von der Stiftung Natur & Wirtschaft für seine naturnahe Gestaltung ausgezeichnet – zusammen mit den benachbarten Anlagen der Universitären Psychiatrischen Universitätskliniken, der Bardusch AG und der REHAB.
Der Nachhaltigkeitsgedanke, dem er bei seiner Arbeit im BSB verpflichtet ist, ist ihm auch in anderen Bereichen wichtig. «Die Wegwerfgesellschaft ist mir zuwider, Verzicht ist für mich naheliegender. Ich finde, man sollte Dinge so lange nutzen, bis sie wirklich nicht mehr brauchbar sind.» In seinem ganzen Leben sei er bisher erst zweimal geflogen, meist verbringt er seine Ferien in der Schweiz. Zwar besitzt Brand ein Auto, doch er benutzt es zurückhaltend: «Ich verteufle Autos nicht, versuche aber, meines möglichst sinnvoll und überlegt einzusetzen.» Und so nimmt er Tag für Tag den Zug und setzt sich auf sein Velo, um nach Basel zu gelangen, in den schweizweit grössten zusammenhängenden Naturpark auf städtischem Boden.
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