- Text: Lioba Schneemann
- Fotos: Lioba Schneemann
Kurzprofil
Fussverkehr Region Basel
www.fussverkehr.ch/regional/basel-region
Lebensqualität durch Entschleunigung
Das Zufussgehen betrifft neben dem Verkehr auch die Bereiche Mobilität, Raumplanung, Ökologie und Gesundheit. Deshalb reicht das Engagement des Verbands Fussverkehr Region Basel von typischen Umweltschutz-Anliegen bis zu Grundsatzfragen nach menschengerechten Lebensweisen. Fussverkehr Schweiz engagiert sich seit 1975 für eine fussgängerfreundliche Verkehrspolitik in der Schweiz. Seit dem Jahr 2007 gibt es auch in Basel eine Regionalvertretung, die sich für die Belange der schwächsten Verkehrsteilnehmenden in der Stadt Basel und der nahen Umgebung einsetzt.
Auf eigenen Beinen unterwegs zu sein, ist die ursprünglichste Tätigkeit von uns Menschen. Zu Fuss zu gehen, so sind beide Akteure von Fussverkehr Region Basel, Andreas Stäheli und Bruno Jagher, überzeugt, ist gar ein Menschenrecht – genauso wie das Recht auf saubere Luft und Wasser oder auf Ruhe.
«Wer zu Fuss geht, wird nicht nur auf der Strasse, sondern auch auf der politischen Bühne gern einmal übersehen», sagt Andreas Stäheli. Beiderorts haben Velos und Autos eine starke Präsenz und Lobby. Oft geht vergessen, dass ein Auto- oder Velofahrer ohne sein „Fahrzeug“ ein Fussgänger ist. Mit den gleichen Rechten.
Für den Verkehrsingenieur Andreas Stäheli geht es jedoch um mehr als nur ums Gehen. «Sich mit der Thematik des Zufussgehens zu befassen, heisst, Begriffe zu hinterfragen und zu verstehen. So verwenden wir unbemerkt falsche Begriffe: Automobil (autos gr. „selbst“, mobil, lat. «beweglich») bedeutet sinngemäss selbstbeweglich. Bei Fahrzeugen ist das aber gar nicht der Fall.» Nur Zufussgehende bewegen sich automobil, also mit eigener Muskelkraft. Auch sei ein Fahrzeug eigentlich ein «Stehzeug», denn es stehe zu 95 Prozent ungenutzt herum. «Wir sagen zwar, ich «gehe» einkaufen, dabei fahren wir mit dem Auto oder dem Velo.» Andreas Stäheli liegt es am Herzen, das Prinzip der ganzheitlichen Betrachtungsweise zu stärken, sei es als Privatmann, Planer oder beim Einsatz für die Belange der Fussgängerinnen und Fussgänger.
Zur Seite steht ihm Bruno Jagher, der sich zusätzlich in der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (UVEK) im Basler Grossen Rat für die Belange der Fussgängerinnen und Fussgänger einsetzt. So hat für ihn beispielweise ein Fussgängerprimat in der Stadt hohe Priorität. Tempo 30 ist dagegen seines Erachtens nicht wünschenswert, da es zu viele Gefahren mit sich bringt. Eine bewährte Strategie in der Politik und in Belangen des Fussverkehrs ist es, stets den persönlichen Kontakt zu suchen. Deshalb meint Bruno Jagher: «Einsprachen machen wir bei Fussverkehr grundsätzlich nicht. Wir versuchen es mit Reden. Das funktioniert meistens auch sehr gut.» So haben es die Akteure im Kanton Basel-Stadt geschafft, vor öffentlichen Auflagen Planeinsicht zu erhalten. Ihre konstruktiven Vorschläge werden angehört und meistens auch umgesetzt. Anders im Baselbiet. «Der Fussverkehr ist eine kommunale Angelegenheit. Darum dürfen wir im Kanton Basel-Landschaft schon froh sein, wenn uns die kantonale Verwaltung wenigstens anhört», ergänzt sein Kollege Andreas Stäheli mit einem Schmunzeln.
In der Stadt, im Wald und in der Natur zu laufen, hält den pensionierten Laboranten Bruno Jagher flexibel und körperlich fit. «Nachhaltig und bewusst zu leben, fängt schliesslich bei sich selbst an. Bei mir ist es die Motivation, mich in der Natur zu bewegen», so der Grossrat.
Zu Fuss gehen, ist die einzige Fortbewegungsart, wie beide Akteure abschliessend feststellen, die allen etwas zurückgibt. Stichworte sind Lebensqualität durch Entschleunigung. Das Erleben von Sonne und Wind, Kälte und Wärme. Etwas für seine Gesundheit und zugleich etwas für die Natur zu tun. Viele Begegnungen mit Menschen und Tieren geniessen. Auch einmal hinfallen gehört dazu. «Das gibt dann die nötige Bodenhaftung», wirft Andreas Stäheli scherzhaft ein.
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