Zu Fuss gehen, ist ein Menschenrecht

Andreas Stäheli, Bruno Jagher Mobilität
Mobilität
  • Text: Lioba Schneemann
  • Fotos: Lioba Schneemann

Kurzprofil

Fussverkehr Region Basel

www.fussverkehr.ch/regional/basel-region

Logo Fussverkehr

 

Portrait von Andreas Stäheli und Bruno Jagher

1/11 Bruno Jagher und Andreas Stäheli

Portrait von Andreas Stäheli und Bruno Jagher

2/11

Infostand von Fussverkehr-Basel

3/11 Stand an den Umwelttagen Basel

Fussverkehr-Basel: Leute stehen auf einem Gehweg

4/11 Fussverkehrsaudit

Menschen überqueren einen Fussgängerstreifen

5/11

Kinder fahren Trottinett und Waveboard auf einem Gehweg.

6/11

Es ist Winter und schneit. Ein Kin mit einem Schulranzen auf dem Rücken überquert eine befahrene Strasse.

7/11

Fussgängerverkehr vor dem Bahnhof SBB in Basel

8/11

Fussgänger und Fahrradfahrerin auf einem Weg.

9/11

Menschen gehen eine Treppe hinunter

10/11

Fussgänger-verboten-Schild

11/11

Zu Fuss gehen, ist ein Menschenrecht

Andreas Stäheli und Bruno Jagher, «Verband Fussverkehr Region Basel»

Wir Zweibeiner sind primär Fussgänger. Damit das nicht vergessen geht, setzen sich Andreas Stäheli und Bruno Jagher vom Verband Fussverkehr Region Basel engagiert für die Rechte der Fussgängerinnen und Fussgänger und eine fussgängerfreundliche Verkehrspolitik ein.

Andreas Stäheli, Bruno Jagher
Mobilität
  • Text: Lioba Schneemann
  • Fotos: Lioba Schneemann

Kurzprofil

Fussverkehr Region Basel

www.fussverkehr.ch/regional/basel-region

Logo Fussverkehr

 

Lebensqualität durch Entschleunigung

Das Zufussgehen betrifft neben dem Verkehr auch die Bereiche Mobilität, Raumplanung, Ökologie und Gesundheit. Deshalb reicht das Engagement des Verbands Fussverkehr Region Basel von typischen Umweltschutz-Anliegen bis zu Grundsatzfragen nach menschengerechten Lebensweisen. Fussverkehr Schweiz engagiert sich seit 1975 für eine fussgängerfreundliche Verkehrspolitik in der Schweiz. Seit dem Jahr 2007 gibt es auch in Basel eine Regionalvertretung, die sich für die Belange der schwächsten Verkehrsteilnehmenden in der Stadt Basel und der nahen Umgebung einsetzt.

«Wer zu Fuss geht, wird nicht nur auf der Strasse, sondern auch auf der politischen Bühne gern einmal übersehen.»

Andreas Stäheli

Portrait von Andreas Stäheli und Bruno Jagher

Auf eigenen Beinen unterwegs zu sein, ist die ursprünglichste Tätigkeit von uns Menschen. Zu Fuss zu gehen, so sind beide Akteure von Fussverkehr Region Basel, Andreas Stäheli und Bruno Jagher, überzeugt, ist gar ein Menschenrecht – genauso wie das Recht auf saubere Luft und Wasser oder auf Ruhe.

«Wer zu Fuss geht, wird nicht nur auf der Strasse, sondern auch auf der politischen Bühne gern einmal übersehen», sagt Andreas Stäheli. Beiderorts haben Velos und Autos eine starke Präsenz und Lobby. Oft geht vergessen, dass ein Auto- oder Velofahrer ohne sein „Fahrzeug“ ein Fussgänger ist. Mit den gleichen Rechten.

Für den Verkehrsingenieur Andreas Stäheli geht es jedoch um mehr als nur ums Gehen. «Sich mit der Thematik des Zufussgehens zu befassen, heisst, Begriffe zu hinterfragen und zu verstehen. So verwenden wir unbemerkt falsche Begriffe: Automobil (autos gr. „selbst“, mobil, lat. «beweglich») bedeutet sinngemäss selbstbeweglich. Bei Fahrzeugen ist das aber gar nicht der Fall.» Nur Zufussgehende bewegen sich automobil, also mit eigener Muskelkraft. Auch sei ein Fahrzeug eigentlich ein «Stehzeug», denn es stehe zu 95 Prozent ungenutzt herum. «Wir sagen zwar, ich «gehe» einkaufen, dabei fahren wir mit dem Auto oder dem Velo.» Andreas Stäheli liegt es am Herzen, das Prinzip der ganzheitlichen Betrachtungsweise zu stärken, sei es als Privatmann, Planer oder beim Einsatz für die Belange der Fussgängerinnen und Fussgänger.

«Einsprachen machen wir bei Fussverkehr grundsätzlich nicht. Wir versuchen es mit Reden.»

Bruno Jagher

Fussgänger-verboten-Schild

Zur Seite steht ihm Bruno Jagher, der sich zusätzlich in der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (UVEK) im Basler Grossen Rat für die Belange der Fussgängerinnen und Fussgänger einsetzt. So hat für ihn beispielweise ein Fussgängerprimat in der Stadt hohe Priorität. Tempo 30 ist dagegen seines Erachtens nicht wünschenswert, da es zu viele Gefahren mit sich bringt. Eine bewährte Strategie in der Politik und in Belangen des Fussverkehrs ist es, stets den persönlichen Kontakt zu suchen. Deshalb meint Bruno Jagher: «Einsprachen machen wir bei Fussverkehr grundsätzlich nicht. Wir versuchen es mit Reden. Das funktioniert meistens auch sehr gut.» So haben es die Akteure im Kanton Basel-Stadt geschafft, vor öffentlichen Auflagen Planeinsicht zu erhalten. Ihre konstruktiven Vorschläge werden angehört und meistens auch umgesetzt. Anders im Baselbiet. «Der Fussverkehr ist eine kommunale Angelegenheit. Darum dürfen wir im Kanton Basel-Landschaft schon froh sein, wenn uns die kantonale Verwaltung wenigstens anhört», ergänzt sein Kollege Andreas Stäheli mit einem Schmunzeln.

In der Stadt, im Wald und in der Natur zu laufen, hält den pensionierten Laboranten Bruno Jagher flexibel und körperlich fit. «Nachhaltig und bewusst zu leben, fängt schliesslich bei sich selbst an. Bei mir ist es die Motivation, mich in der Natur zu bewegen», so der Grossrat.

Zu Fuss gehen, ist die einzige Fortbewegungsart, wie beide Akteure abschliessend feststellen, die allen etwas zurückgibt. Stichworte sind Lebensqualität durch Entschleunigung. Das Erleben von Sonne und Wind, Kälte und Wärme. Etwas für seine Gesundheit und zugleich etwas für die Natur zu tun. Viele Begegnungen mit Menschen und Tieren geniessen. Auch einmal hinfallen gehört dazu. «Das gibt dann die nötige Bodenhaftung», wirft Andreas Stäheli scherzhaft ein.

 

Publiziert im April 2016

Weitere Porträts

Dominique Marx

Die Stiftung Sternenhof in Basel bietet ihren Bewohnenden neben spezialisierten Wohn- und Betreuungsformen auch Ausfahrten in der E-Rikscha an. So können sie entspannt die Natur geniessen und am Leben ausserhalb der Einrichtung teilhaben.

«Die Lebensqualität der Bewohnenden steht im Mittelpunkt unserer Arbeit», so Dominique Marx, Leiterin Alltagsgestaltung.

Eva, Ben, Günther, Bettina, Björn, Cyrill, Jenny

Mit Superblocks werden Quartiere nicht nur für die Bewohnerinnen und Bewohner lebenswerter. Die verkehrsberuhigten Strassen verbessern auch das Stadtklima. Eine Gruppe im St. Johanns-Quartier will das Konzept, das in Barcelona bereits Erfolg hat, auch in Basel umsetzen.

Gruppe "Grüne Superblocks" im St. Johann-Quartier.

Martin Krumm, Lastwagenchauffeur

Martin Krumm ist Strassentransportfachmann EFZ aus Basel – er selbst sagt dazu «Lastwagenchauffeur». Das SVP-Mitglied ist im Schulrat der Primarschule Gotthelf und begeisterter Hobby-DJ und erzählt im Interview, was er von zu viel Konsum und Energieverschwendung hält und warum wir unsere Scheuklappen ablegen sollten.    

Martin Krumm, Lastwagenchauffeur

Jérôme Thiriet, Unternehmer

Als Geschäftsführer der Basler Kurierzentrale trägt Jérôme Thiriet dazu bei, die urbane Logistik ins 21. Jahrhundert zu befördern. Als Grossrat der Grünen setzt er sich für ein umweltfreundlicheres Basel ein. Im Interview erzählt er, weshalb seiner Meinung nach die individuelle Verantwortungsübernahme zwar wichtig sei, den systemischen Wandel jedoch nicht ersetzen könne.  

Portrait von Jérôme Thiriet

David Schweizer und Till Schaltegger

Das Basler Start-up Cheeky Campers von David Schweizer und Till Schaltegger will ökologisch und sozial möglichst nachhaltig handeln: Die Firma vermietet simpel ausgebaute Vans mit kleiner Küche und Bett. Die gebrauchten Kleintransporter werden mit wiederverwendeten Materialien ausgebaut.

David und Till stehen vor einem Camper.

Katrin Loder

Die Carbotech AG, eine Umweltberatungsfirma mit Sitz in Basel und Zürich, besitzt pro Standort nur ein eigenes Firmenauto. Für die übrigen Fahrten setzen die Mitarbeitenden auf Mobility Business. Das sei nicht nur ökologischer, sondern auch finanziell absolut rentabel, sagt Katrin Loder, bei Carbotech unter anderem zuständig für den Personalbereich.

Katrin Loder

Martin Heer

Der Pneu ist platt, die Bremsen quietschen und das Licht ist wieder mal k. o. Der Fahrradmechaniker Martin Heer zeigt in seinem Veloflickkurs, wie wir den Drahtesel in Eigenregie wieder auf Vordermann bringen.

Martin Heer beim Veloflickkurs

Frieder Tschopp

Braucht es ein Auto, um den Grosseinkauf oder den neuen PC nach Hause zu bringen? Nicht unbedingt: Mit einem Cargobike lässt sich das ebenfalls erledigen. Wer selbst keines hat, kann in Basel über Carvelo2go ein Leihexemplar mit Elektromotor nutzen. Auf diese Weise transportierte Frieder Tschopp nicht nur seine Kinder, sondern auch seine Bienen.

Frieder Tschopp

Jérôme Thiriet

Als Velokurier trägt Jérôme Thiriet dazu bei, die Stadt Basel ein Stück leiser und sicherer zu machen. Als CEO der Kurierzentrale und für die Grünen im Grossen Rat setzt er sich für ein umweltfreundlicheres Basel ein.

Portrait von Jérôme Thiriet

Stephanie Fuchs

Stephanie Fuchs engagiert sich für eine klimakühlende Verkehrspolitik – mit Fachwissen und ohne Angst vor herrschenden Machtverhältnissen.

Stephanie Fuchs hält ein Schild in der Hand und sitz auf einer Banklehne.

Wendel Hilti

Das Verlangen nach einer fast grenzenlosen Mobilität steigt. Menschen wollen immer mehr und überall mobil sein. Doch wie löst man dieses Bedürfnis, wenn der Verkehr bereits ausgelastet ist und Parklücken schwer zu finden sind? Ohne eigenes Auto lässt es sich leichter leben, findet Wendel Hilti. Denn Autoteilen schont die Umwelt und reduziert den Verkehr.

Wendel Hilti in einem Auto von Mobility

Roland Chrétien

Damit Strassen in Basel-Stadt und Basel-Landschaft im Alltag velofreundlich sind und bleiben, denkt «Pro Velo beider Basel» gleich von Anfang an mit. So wird Pro Velo bereits einbezogen, wenn sich eine Baustelle ankündigt, eine Strasse geplant wird oder Areale neu entstehen. Pro Velo bringt Kindern und Erwachsenen das Velofahren bei und organisiert seit vielen Jahren […]

Roland Chrétien mit Karin Hopf und Matthias Schlatter von Pro Velo beider Basel.

Beat von Scarpatetti

Beat von Scarpatetti ist sich sicher: Der Klimawandel ist auch ein Kulturwandel. So sind vor allem die Kulturwissenschaften in der Pflicht, Position zu beziehen und den Klimawandel zu bekämpfen. Er selber macht den ökologischen Unsinn einfach nicht mit – und fährt zum Auftritt seines Orchesters mit Bahn und Schiff nach Griechenland.

Beat von Scarpatetti