Innovative Velologistik für eine grünere Stadt

Jérôme Thiriet Mobilität
Mobilität
  • Interview: Lorena Castelberg
  • Fotos: Lorena Castelberg / ZVG

Kurzprofil

Kurierzentrale Basel
St. Jakobs-Strasse 200
4052 Basel

www.kurierzentrale.ch

Kurierzentrale-Logo

Portrait von Jérôme Thiriet

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Portrait von Jérôme Thiriet

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Portrait von Jérôme Thiriet

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Einblick in die Arbeit der Kurierzentrale.

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Lastenrad wird beladen

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Lastenrad

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Lastenrad wird beladen

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Pakete stehen in der Kurierzentrale

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Lastenrad der Kurierzentrale

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Lastenrad der Kurierzentrale

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Einblick in die Arbeit der Kurierzentrale.

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Einblick in die Arbeit der Kurierzentrale.

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Innovative Velologistik für eine grünere Stadt

Jérôme Thiriet, «Kurierzentrale Basel»

Als Velokurier trägt Jérôme Thiriet dazu bei, die Stadt Basel ein Stück leiser und sicherer zu machen. Als CEO der Kurierzentrale und für die Grünen im Grossen Rat setzt er sich für ein umweltfreundlicheres Basel ein.

Jérôme Thiriet
Mobilität
  • Interview: Lorena Castelberg
  • Fotos: Lorena Castelberg / ZVG

Kurzprofil

Kurierzentrale Basel
St. Jakobs-Strasse 200
4052 Basel

www.kurierzentrale.ch

Kurierzentrale-Logo

Im knallroten Outfit radelt Jérôme Thiriet durch das verregnete Basel. In weisser Schrift leuchtet «Kurierzentrale» auf seinem Rücken. Mit langen Sporthosen unter kurzen Shorts, Handschuhen und einer Mütze unter dem Helm schützt er sich gegen Kälte und Wind. Bereits mit 16 Jahren war Thiriet als Velokurier unterwegs. Seit 2015 ist er CEO der Kurierzentrale Basel mit inzwischen mehr als 100 Mitarbeitenden in Teilzeit und 45 in Vollzeit. Auch als Geschäftsleiter pedalt der heute 38-Jährige noch als Velokurier durch die Stadt. Thiriet vermeidet privat ebenfalls benzinbetriebene Gefährte: «Wer in der Stadt wohnt, braucht kein Auto», ist er überzeugt. Er verzichtet aufs Fliegen, wohnt bescheiden in einer Drei-Zimmer-Wohngemeinschaft und hat es zu seinem Beruf gemacht, Unternehmen von der Velologistik zu überzeugen. Oft mit Erfolg.

Seit die Vorläuferfirma Velokurier 1989 gegründet wurde, hat sich vieles verändert. Vor über 30 Jahren wurden hauptsächlich Dokumente, Fotos und Datenträger auf zwei Rädern von A nach B verschickt. Das hat sich seither geändert: Durch die Digitalisierung sind Papiersendungen per Velokurier seltener geworden, Dokumente werden heute überwiegend per E-Mail verschickt. Gleichzeitig hat sich der Onlinehandel entwickelt und nahm in der Schweiz im Jahr 2019 zweistellig zu. Heute liefert die Kurierzentrale zu 40 Prozent Pakete aus, weshalb man sich andere Gefährte anschafft. «Erst kürzlich haben wir ein Cargo-Velo gekauft, das vier Räder hat und elektrisch unterstützt wird», sagt Thiriet nicht ohne Stolz.

Ein reiner Bürojob ist nichts für mich

Jérôme Thiriet

Portrait von Jérôme Thiriet

In den vergangenen Jahren haben Thiriet und sein Team die Abläufe optimiert, damit die Fahrten günstiger werden. In der Kurierzentrale werden die Sendungen mit denen anderer Auftraggeber nach Gebiet und Postleitzahl gebündelt, am Computer die effizienteste Route geplant und auf die Velos gepackt. Dann düst der Kurier los. «Smart sind wir dann, wenn wir in einer Stunde sieben bis zehn Sendungen abliefern können. Je mehr Stopps pro Stunde, desto tiefer ist der Preis, den wir für die Lieferung anbieten», sagt Thiriet.

Der Beruf als Velokurier ist körperlich anstrengend. Das scheint dem 38-Jährigen zu gefallen, immerhin hat er in seiner Freizeit noch Energie übrig, um Fussball zu spielen. Etwas anderes wollte Thiriet nie machen, obwohl er es versucht hat. «Weil meine Eltern meinten, ich könne ja nicht ewig als Velokurier arbeiten, habe ich eine kaufmännische Lehre absolviert und einige Jahre in einer Liegenschaftsverwaltung gearbeitet», erzählt Thiriet. Gefallen hat es ihm aber nicht. «Ich war todunglücklich.» Also kehrte er als Disponent zurück zum Velokurier, arbeitete dann im Marketingbereich. Etwas später leitete er den Verkauf, bevor er stellvertretender Geschäftsführer wurde. 2015 übernahm er die Kurierzentrale und wurde Geschäftsführer. «Als Velokurier kommt nie Langeweile auf. Die Stimmung ist super bei uns.» Das rühre wohl daher, dass in seiner Firma vor allem Menschen seien, die aus Überzeugung zur Arbeit erscheinen und nicht, weil sie müssen, sagt Thiriet. Ausserdem hätten Velokuriere ein cooles Image, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Ich wünsche mir eine Stadt, in der das Auto viel weniger Platz einnimmt

Jérôme Thiriet

Lastenrad wird beladen

Thiriet setzt sich auch politisch dafür ein, Basel velofreundlicher zu gestalten. Im Februar 2019 rückte er für die Grünen in den Grossen Rat nach. «Ich möchte politischen Einfluss nehmen. Meinen beruflichen Einsatz für eine umweltverträgliche und soziale Wirtschaft leiste ich auch gerne politisch», sagt Thiriet. Für die Zukunft wünscht sich Thiriet eine Stadt, in der das Auto deutlich weniger Platz einnimmt und mehr Raum für die Menschen bietet. «Ähnlich wie in Kopenhagen brauchen wir in Basel durchgehende Veloverbindungen. Es gibt noch immer viele gefährliche Strassen, wo Auto und Velo nicht getrennt sind. Dort kommt es oft zu brenzligen Situationen.» Dennoch, Thiriets Lieblingsplatz in Basel wird auch in Zukunft der Velosattel sein.

Publiziert im Januar 2020

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Martin Krumm, Lastwagenchauffeur

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