- Text: Regula Wenger
- Fotos: Regula Wenger
Kurzprofil
Programm Stadthelfer
Fachstelle Soziale Integration
Sozialhilfe Basel
Hardstrasse 95
Postfach 4067
4002 Basel
«Einfach nur Geld bekommen und nichts dafür machen, nein, so bin ich nicht aufgewachsen.» René ist Sozialhilfeempfänger – und im zweiten Jahr als Naturranger aktiv. Gerade steht er, gesichert an einem Seil, am Rheinbord bei der Wettsteinbrücke und reisst aus, was dort nicht hingehört. Invasive Pflanzen und Neophyten wie Luzerne, Kanadisches und Einjähriges Berufskraut, Goldrute, Götterbaum, Armenische Brombeere, Sommerflieder und Bocksdorn, dessen Früchte auch teuer als Goji-Beere verkauft werden, verdrängen hier die einheimischen Pflanzenarten. Ob sie nicht auch gleich die Brennnesseln abschneiden könnten, ruft eine Passantin den Männern zu. René bleibt gelassen. Das sei keine Brennnessel, ruft er zurück, sie solle doch mal ein Blatt abreissen und daran riechen.
Der 56-Jährige ist gelernter Landschaftsgärtner. Hartnäckig habe er auf dem Arbeitsamt nachgefragt – bis man ihm vom Programm Stadthelfer erzählte. Dieses begleitet Klientinnen und Klienten der Sozialhilfe Basel, die in der Freiwilligenarbeit tätig sein möchten. Alle Stadthelfer zusammen leisten monatlich rund 1500 Stunden Freiwilligenarbeit an gut 70 Einsatzorten – unter anderem in Altersheimen, Quartiertreffpunkten, im Tierschutz und eben auch hier am Rhein. Nicht jeder sei für diese anstrengende Arbeit als Naturranger geeignet, sagt Marcel Kirmser. Umso mehr freue er sich über motivierte Helfer, die selbst bei einer „Affenhitze“ wie heute auftauchten – antreiben müsse er hier niemanden. Schon seit sieben Jahren betreut der Inhaber eines Gartenbaugeschäfts, das auf naturnahe Grünanlagen spezialisiert ist, die Naturranger. «Sie schauen zueinander, jeder hilft dem anderen, es ist kurzweilig und macht auch mir Spass.» Es gebe hier unkomplizierte Menschen, aber auch sehr eigenwillige. «Das ganze Spektrum eben. Doch woher die Menschen genau kommen, das geht mich nichts an», betont der Gärtner und Förster, der mit seinen Mitarbeitern einen lockeren Umgang pflegt.
«Wir halten uns bewusst mit persönlichen Fragen zurück», erklärt Daniel Rüetschi, der die Naturranger als Mandat von Pro Natura Basel betreut und regelmässig bei den Einsätzen vorbeischaut. Einige der Teilnehmenden hätten einen sehr schwierigen Lebenshintergrund. «Für uns steht im Vordergrund, dass wir ihnen jede Woche Erfolgserlebnisse ermöglichen. Wichtig ist, dass sie durch ihre Einsätze eine Tagesstruktur erhalten und aus ihrer Isolation herauskommen.» Müsste man einige von ihnen psychiatrisch betreuen, wäre dies um Welten teurer, gibt der Biologe und promovierte Geograf zu bedenken. Der gebürtige Basler spricht aus Erfahrung: Als Gemeinderat ist er in einer Aargauer Gemeinde für das Ressort Soziales, Gesellschaft und Gesundheit zuständig.
Rüetschi freut es, dass die Sozialhilfeempfänger am Rhein für Naturthemen sensibilisiert werden können. Ihm liegt die Umwelt sehr am Herzen. Die Umweltkatastrophen von Tschernobyl und Schweizerhalle hatten ihn als Teenager zu seinen eigenen ersten freiwilligen Einsätzen für Pro Natura motiviert. «Den Geruch von Schweizerhalle, der tagelang über der Stadt hing, habe ich bis heute in der Nase.» Der 48-Jährige, der mit Kollegen die Umweltberatungsfirma GeoServe GmbH betreibt, betreut im Mandat auch die Reservate von Pro Natura Basel und ist zudem bei Pro Natura Teilzeitangestellter. Privat lebt Rüetschi ebenfalls klimabewusst. Ihn dürfe man auch als Vorbild bezeichnen, stimmt Marcel Kirmser zu: Auf synthetische Düngemittel verzichtet seine Firma Natura Gartenbau schon seit 25 Jahren und setzte damals auch eines der ersten Elektromobile ein: «Ich will etwas für die Natur und nicht nur fürs Portemonnaie machen.»
Seit 2006 existiert in Basel für Sozialhilfeempfänger die Möglichkeit, sich in der Naturschutzpflege zu engagieren. Dank ihnen und mit Unterstützung der Otto Erich Heynau Stiftung, der Christoph Merian Stiftung und der Gemeinde Riehen konnte auf dem Bechtle-Areal beim Bäumlihofgut zwischen Riehen und Basel eine ehemalige Rhododendrongärtnerei in einen Naturgarten mit Wildobststräuchern umgewandelt werden. In diesem Pro-Natura-Reservat fühlen sich inzwischen Fuchs, Dachs, Gartenrotschwanz sowie diverse Arten von Schmetterlingen und Heuschrecken wohl. Am Rheinbord leisten die Stadthelfer seit mittlerweile elf Jahren bis zu 40 Einsätze pro Jahr. Das Projekt, das finanziell von der Sozialhilfe Basel und der Stadtgärtnerei getragen wird, hat positive Folgen für die Natur, und besonders zur Blütezeit im Juni lohnt sich hier ein Spaziergang. Auch die Naturranger sind begeistert; einige von ihnen machen schon seit Anfang mit, sogar bereits Pensionierte sind noch regelmässig mit von der Partie. Rüetschi freut sich, dass hier Menschen am Rande der Gesellschaft durch die Arbeit unter freiem Himmel die Schönheit der Natur erleben können – und dies, ohne dass sie etwas dafür bezahlen müssen.
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David Brand ist Betriebsleiter der Gärtnerei des Bürgerspitals Basels (BSB), das für seine vorbildliche, naturnahe Umgebung ausgezeichnet wurde. Die Stiftung Natur & Wirtschaft prämierte damit eine Naturfläche von umgerechnet über 14 Fussballfeldern. Auch bei den Unterhaltsarbeiten in Privatgärten wirbt Brand für Asthaufen und Blumenwiesen.
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Brachliegende Flachdächer ökologisch aufwerten und so zum Lebensraum machen: Das ist das Ziel eines Vereins, den Marco Güntert ins Leben gerufen hat. Die Dachbegrünung verbessert auch das Stadtklima, kühlt das Gebäude im Sommer und isoliert es im Winter.
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Auch eine Stadt bietet überraschend viel Lebensraum für Vögel. Wer Stauden stehen lässt und Platz zum Nisten vorbereitet, gibt Gartenrotschwanz und Spatz eine zusätzliche Chance, weiss die Vogelfreundin Claudia Spiess.
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Insekten, Vögel und Kleinsäuger leiden besonders unter der nächtlichen Lichtverschmutzung. Was wir als Verschmutzung registrieren, hat nicht zuletzt mit unserer Wahrnehmung zu tun. Francesca Teichert und Tobias Wackernagel wollen das Bewusstsein dafür wecken, wie sehr künstliches Licht die Nacht verschmutzt.
Yannick Bucher
Seit gut zwei Jahren steht Yannick Bucher den Besucherinnen und -besuchern des Landschaftsparks Wiese als Ansprechpartner zur Verfügung. Der Ranger sensibilisiert sie für den Schutz des Erholungsgebiets und für einen rücksichtsvollen Umgang miteinander.
Walo Stiegeler
In der Küche sind Ameisen lästig. Doch in Wald und Wiese sind die Insekten ein wichtiger Teil unseres Ökosystems. Hilfe bekommen die Tierchen von Ameisengöttis und -gotten wie Walo Stiegeler. Der Riehener Ameisengötti nimmt uns mit zu den letzten Roten Waldameisen in seiner Gemeinde.
Anna Schaffter, Florine Biber, Julien Rondez
Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn eröffnet die Schweizerische Samenbörse ihre Tore in Basel: Hinter der Plattform steckt das Kollektiv Nartifikultur, das die städtische Natur in den Fokus rücken und die hiesige Bevölkerung mit Saatgut versorgen möchte.
Leslie Vogel
Urbanroots in Basel hat sich zum Ziel gemacht, Stadtmenschen zum Gärtnern zu motivieren. Mit den richtigen Informationen ist es simpel, auf dem eigenen Balkon Gemüse anzubauen: «So wissen wir, wie und wo unser Gemüse wächst», sagt Leslie Vogel, Co-Geschäftsführerin von Urbanroots.
Marcel Hollenstein
In Basel lassen sich Fledermäuse besonders gut bei ihren Abendflügen über dem Rhein beobachten. Marcel Hollenstein betreibt eine von sechs Pflegestationen in der Umgebung von Basel und päppelt verletzte oder in Not geratene Fledermäuse auf.
Silke Kretzschmar
Silke Kretzschmar weiss, was Igel brauchen, um sich auch in der Stadt wohlzufühlen. Sie leistet seit Jahren Überzeugungsarbeit bei Gartenbesitzerinnen und -besitzern, damit sie ihr grünes Reich insekten-, vogel- und igelfreundlich gestalten.
Natalie Oberholzer
Der Waldboden, die Hecke am Waldrand oder das Bachufer eignen sich hervorragend als Schulzimmer, ist Natalie Oberholzer überzeugt. Die Biologin leitet das Naturforum Regio Basel, das sich der naturbezogenen Umweltbildung verschrieben hat. Denn lernen in der Natur sensibilisiert für die Umwelt und wirkt erst noch der Bewegungsarmut entgegen.
Véronique Andreoli
Umweltschutzbelange sollten in der Politik selbstverständlich einbezogen werden, das ist der Wunsch von Véronique Andreoli. Die 53-jährige Kultur- und Umweltingenieurin arbeitet ehrenamtlich einen halben Tag pro Woche für das Co-Präsidium des WWF Region Basel.
Veit Stähli
Wie tönt ein Teichfrosch? Wie schnell fliegt eine Fledermaus? Und welche Insekten schwirren durch die Stadt? Die «Griene Kääfer» wissens – dank Veit Stähli, der mit der Jugendnaturschutzgruppe von Pro Natura jeden Monat zu einer neuen Exkursion in und um Basel aufbricht.
Sara Stühlinger
Der Verein Unigärten betreibt Urban Farming mitten in Basel. Sara Stühlinger organisiert zusammen mit 40 anderen Hobbygärtnerinnen und -gärtnern vier Gemeinschaftsgärten. Und sie ist sicher, damit einen positiven Beitrag für eine nachhaltige Zukunft zu leisten.
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Das Trinationale Umweltzentrum (TRUZ) im Dreiländergarten Weil am Rhein betreibt Umweltbildung – und das grenzüberschreitend. Thomas Schwarze erzählt, warum es sich auf jeden Fall lohnt, das TRUZ näher kennenzulernen.
Christine Birchler
Ihr Schulhaus ist der Wald, Lehrerin ist die Natur und lernen heisst, mit allen Sinnen durch den Wald streifen. Die Rede ist von der Waldschule Regio Basel, die seit 27 Jahren Exkursionen in Naturpädagogik durchführt. Christine Birchler berichtet.
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Er ist einer, der wirklich weiss, was die Spatzen zu erzählen haben. Darüber und was die Ornithologische Gesellschaft Basel seit mehr als einem Jahrhundert tut, berichtet Urs Anklin bei Radio X.
Bastiaan Frich, Tilla Künzli
Landwirtschaft in der Stadt? Das gibt Rätsel auf. Im Gemeinschaftsgarten Landhof, dem charmantesten Flaggschiff der Bewegung Urban Agriculture Basel, offenbart sich das Geheimnis für eine nachhaltige Stadtentwicklung: Der Garten ist offen für Bienen und Blindschleichen, ebenso für Menschen aller sozialen Schichten und Herkunft.
Khalil Belaid
Fünf Franken für eine Zimmerpflanze werden in Algerien zu einem Baum und viele Bäume geben einen Wald. Einer, der vielleicht 1000 Jahr alt wird! Dafür und für andere Biotope mit langer Lebensdauer und hohem Umweltsensibilisierungsfaktor setzt sich Khalil Belaid mit seinem Verein Desert Tree ein.
Katja Hugenschmidt
Die Hitze liegt wie ein Heissluftteppich über Basel an diesem 6. Juni 2015. Es ist Samstagnachmittag, bald 17 Uhr. Katja Hugenschmidt schenkt im Hinterhof der Ahornstrasse 39 Holunderblüten-Maracuja-Sirup aus, eine hochwillkommene, wunderbar fruchtige Erfrischung. Im Rahmen der Basler Umwelttage zeigt sie Interessierten heute, wie aus einem grauen Hinterhof ein lebendiger Grünraum entstehen kann.