Eine Kamera der Marke Canon wurde in ihre Einzelteile zerlegt und diese wurden ordentlich aufgereiht.

Foto: Vadim Sherbakov auf Unsplash.

Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr auch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Doch unsere Ressourcen sind begrenzt. Dies ruft uns der Earth-Overshoot-Day jährlich ins Bewusstsein – der Tag, an dem die Nachfrage nach ökologischen Ressourcen das übersteigt, was die Erde in einem Jahr regenerieren kann.

 

 

Wie du Kreislaufwirtschaft in deinen Alltag bringst

Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr auch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Doch unsere Ressourcen sind begrenzt. Dies ruft uns der Earth-Overshoot-Day jährlich ins Bewusstsein – der Tag, an dem die Nachfrage nach ökologischen Ressourcen das übersteigt, was die Erde in einem Jahr regenerieren kann.

 

 

Text: Manuela Troxler & Nicolai Diamant

Von der Natur lernen

Dieses Jahr hatte die Schweizer Bevölkerung bereits am 13. Mai alle Ressourcen verbraucht, die ihr fürs ganze Jahr 2022 zustünden. Anders ausgedrückt: Wir Schweizerinnen und Schweizer bräuchten im Durchschnitt fast drei Erden, um unseren Ressourcenverbrauch zu stemmen. Diese Art und Weise zu wirtschaften und zu leben ist nicht nachhaltig.

 

Schwarzer Hintergrund auf dem der Planet Erde drei Mal abgebildet ist.

Foto: NASA auf Unsplash

Unsere Wirtschaft funktioniert weitgehend linear und nicht wie die natürlichen Ökosysteme zyklisch. Ressourcen werden abgebaut, in Waren und Dienstleistungen umgewandelt, verkauft, genutzt und danach verschrottet. Ganz nach dem Prinzip «take – make – waste». Dieses ausbeuterische Wirtschaftsmodell prägt uns seit der industriellen Revolution. Doch es stösst seit Längerem an seine Grenzen. Das zeigt sich beispielsweise am Verlust unserer Artenvielfalt oder durch den voranschreitenden Klimawandel.

Wir müssen umdenken! Und zwar jetzt. Wir müssen wieder lernen, unseren Ressourcen mehr Wert zu geben und sie besser zu nutzen. Die Natur präsentiert uns dafür seit Millionen von Jahren bereits den Lösungsweg. In Form eines Kreislaufes – ganz ohne Abfälle. Denn Abfall wird in der Natur automatisch zur Nahrung für einen anderen Organismus. Dieser natürliche Kreislauf ist Vorbild der Kreislaufwirtschaft.

 

Ein zukunftsfähiges Wirtschaftsmodell: die Kreislaufwirtschaft

Ziel der Kreislaufwirtschaft ist die Gestaltung eines Systems, in dem möglichst wenig Ressourcen auf effiziente Art und Weise in möglichst geschlossenen Kreisläufen wiederkehrend genutzt werden.

Foto: Kyle Spradley. Flickr.com

Im Gegensatz zum linearen Wirtschaftssystem werden in einer Kreislaufwirtschaft Ressourcenverbrauch, Abfälle, Emissionen und Energieverluste minimiert. Material- und Energiekreisläufe sollen dabei verkleinert, verlangsamt und geschlossen werden.

Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft besteht nicht nur aus Anpassungen, welche die negativen Auswirkungen der linearen Wirtschaft reduzieren. Vielmehr handelt es sich bei Kreislaufwirtschaft um einen systemischen Wandel, der Ressourcen schont, die Wirtschaft langfristig widerstandsfähiger macht, wirtschaftliche Opportunitäten schafft sowie ökologische und gesellschaftliche Vorteile mit sich bringt.

Zusammen mit dem Verzicht auf nicht dringend benötigte Produkte und Services ist die Kreislaufwirtschaft im Gegensatz zur linearen Wirtschaftsweise geeignet, die Bedürfnisse auch kommender Generationen nachhaltig zu befriedigen. Auf diese Weise ahmt die Wirtschaft die Natur nach, welche in natürlichen Kreisläufen funktioniert.

Mehr als nur Recycling

Kreislaufwirtschaft ist aber mehr als «nur» Recycling oder eine verbesserte Abfallwirtschaft.

Schematische Abbildung der Kreislaufwirtschaft. BAFU

Die Kreislaufwirtschaft nimmt eine systemische Betrachtungsweise ein und berücksichtigt alle Stufen der Wertschöpfungskette. Sie beinhaltet ein ganzes Bündel an Strategien. Stichworte hier sind beispielsweise kreislauffähiges Design («circular design»), wiederverwenden («re-use»), aufwerten («refurbishment»), wiederaufbereiten («remanufacturing») oder auch sharing-Modelle (teilen statt besitzen).

Durch solche Strategien soll der Ressourcenverbrauch reduziert und die Nutzungsdauer verlängert werden. Die Rechnung ist einfach: weniger Ressourcen = weniger CO2 = weniger Umweltbelastung.

Die Transformation schaffen

Die grösste Herausforderung der Kreislaufwirtschaft liegt vermutlich nicht in der technischen Umsetzung, sondern im gesellschaftlichen Wandel und in einem veränderten Mindset. Die Umstellung erfordert einen kulturellen Paradigmenwechsel. Sie erfordert ein ganz neues Ausmass an Kooperationen und gemeinsamen Lösungsfindungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Und dies geht uns alle etwas an: vom Rohstoffproduzenten zu den Herstellern und Produktdesigner:innen, über den Handel, den Akteuren in der Abfallwirtschaft bis hin zu uns, den Konsumentinnen und Konsumenten.

Tipps und Tricks für deinen Alltag

Wie du siehst, es gibt viele Gründe, Kreislaufwirtschaft in unseren Alltag zu integrieren. Wir präsentieren dir hier einige Tipps, die jeder und jede umsetzen kann und die für die Umwelt wirklich etwas bringen. Sie orientieren sich an den 10 R’s der Kreislaufwirtschaft.

 

 

 

Foto von Maria Ilves auf Unsplash

Refuse: Verzichten

Die nachhaltigste Variante ist fast immer, etwas gar nicht erst zu kaufen oder zu nutzen. Wichtig ist es daher, die Dinge, die wir schon besitzen, bis an ihr Lebensende zu nutzen und sie entsprechend zu pflegen. Dies gilt für Geräte, Schuhe, Kleider, aber auch für Möbel, Fahrzeuge und Häuser. Das meiste ersetzen wir viel zu früh. Besonders umweltschädlich ist das beispielsweise bei Fernsehern, Laptops oder Smartphones, wo der weitaus grösste Teil des ökologischen Fussabdrucks durch die Herstellung der Geräte entsteht und nicht durch den Gebrauch.

Reduce: Reduzieren

Es passiert uns allen regelmässig, dass wir etwas kaufen und im Nachhinein merken, dass wir das eigentlich gar nicht brauchen. Der bewusste und reduzierte Konsum ist ein weiterer Grundpfeiler der Kreislaufwirtschaft. Es lohnt sich immer, sich zu fragen: «Brauche ich das wirklich?».

Foto: Kilian Seiler auf Unsplash

Repair: Reparieren (aufbereiten und umgestalten)

Lass Kaputtes wenn immer möglich flicken. Sogenannte «Repair-Cafés» in deiner Nähe findest du hier: www.repair-cafe.ch. Und trau dich auch selbst mal etwas zu reparieren. Oft ist es gar nicht so schwer. Und du hast Glück, denn es gibt tausende Youtube-Tutorials oder Plattformen, auf welchen du für fast alles eine Reparaturanleitung findest. Um hier zwei Beispiele zu nennen: www.reparaturfuehrer.ch oder www.de.ifixit.com.

Gelbe und blaue Gummistiefel hängen an einem Zaun und sind bepflanzt.

Foto: Ravin Rau auf Unsplash

Refurbish & Repurpose

Dinge, die einem nicht mehr gefallen, kann man oftmals auch umgestalten, weiterverwerten oder verschenken, tauschen, verkaufen oder spenden. Selten gibt es Ausnahmen: Bei alten Waschmaschinen oder Kühlschränken kann sich ein vorzeitiger Ersatz lohnen, da sie oft Energiefresser sind.

Re-think: Umdenken

Veränderungen fangen im Kopf an. In der Kreislaufwirtschaft geht es darum, bewusst zu konsumieren – nicht nur im Kauf sondern auch in der Nutzung. Wenn wir z.B. unsere Waschmaschine regelmässig reinigen und pflegen, kann die Haltbarkeit deutlich erhöht werden. Dasselbe gilt für unsere Kleidung oder Werkzeuge. Oder eben: du leihst etwas aus oder machst es selbst, anstatt es zu kaufen.

Es gibt so vieles, dass wir in unserem Konsumverhalten und im Umgang mit unseren Ressourcen überdenken können. Durch die Kreislaufwirtschaft werden Ressourcenströme verkleinert, verlangsamt und geschlossen. So sollen unsere Ressourcen wieder mehr Wert erhalten. Dies schont die Umwelt und schafft ein generationenkompatibles System. Mit vereinten Kräften, Wissen und Motivation erreichen wir den Wandel von einem linearen Wirtschaftsmodell hin zu einer Kreislaufwirtschaft und so, zu einer zukunftsfähigeren Welt für alle.

Extra-Tipp: Nachfrage nach kreislauffähigen Produkten kreieren

Bekanntlich sind Nachfrage und Angebot eng miteinander verwoben. So ist es wichtig, als Konsument:innen Unternehmen zu unterstützen, die auf kreislauffähigen Modellen und Materialkreisläufen aufbauen, ganz nach dem Motto «vote with your dollars». Wenn wir etwas kaufen, lohnt es sich, beim Neukauf auf möglichst langlebige und reparierbare Produkte zu setzen. Weiter haben wir als Konsument:innen die Chance, immer wieder auch Ersatzteile und Reparaturen nachzufragen und dieses Angebot von den Anbietern auch einzufordern.

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